Weltspartag – Alles über den Weltspartag

uwerabolt
| Anzahl Artikel: 137
Letzte Überarbeitung am 23. Dezember 2022

Viele Menschen kennen ihn noch aus der Kindheit: den Weltspartag. Was früher eine lebendige Tradition war, wird auch heute noch von vielen Sparkassen und sogar anderen Banken hochgehalten. Viele Banken gehen mittlerweile dazu über, den Weltspartag zu einer ganzen Weltsparwoche auszudehnen.

Traditionell erhalten Kinder, wenn sie an diesem Tag ihr Sparschwein zur Bank bringen und das enthaltene Geld einzahlen, kleine Geschenke. Das fängt an bei kleinen Dingen wie Luftballons und neue Sparschweine bis hin zu Plüschtieren, Spielzeug oder Schulbedarf. Dinge eben, über die sich Kinder freuen.

Meist wird dazu ein Sonderschalter nur für die Kinder eingerichtet. Hier werden die Kunden von morgen empfangen und dürfen sich beim Abgeben des Sparschweins Geschenke aussuchen.

Der Weltspartag findet jedes Jahr offiziell am 31. Oktober statt. Da dieser Tag jedoch in manchen Bundesländern ein Feiertag ist (Reformationstag), wird er gemeinhin einen Tag vorgezogen, nämlich am letzten Arbeitstag vor dem 31.10. Im Rest Europas wird der Weltspartag dann einen Tag später gefeiert. Außer in Frankreich, dort ist diese Tradition nämlich nahezu ausgestorben. Gleiches gilt für andere Teile der Welt, wo der Weltspartag aus einem einfachen Grund in Vergessenheit geraten ist: Er fällt mit Halloween zusammen.

Geschichte des Weltspartages

Der erste Weltspartag fand am 31.10.1925 statt und wurde ein Jahr zuvor (1924) auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand, Italien, beschlossen. Maßgeblich daran beteiligt war Prof. Filippo Ravizza, der damalige Direktor des kurz zuvor gegründeten Weltsparkasseninstituts (World Savings Banks Institute, WSBI). Dieser ersten Veranstaltung wohnten 354 Delegierte aus 27 Ländern bei. Sinn und Zweck dieses besonderen Tages war es, den Menschen und insbesondere den Kindern das Sparen schmackhaft zu machen und den Wert des Sparens auf der ganzen Welt zu verbreiten. Das war besonders in Deutschland bitter nötig, denn die Währungsreform von 1923 hatte das Vertrauen der Menschen in den Wert des Geldes und vor allem der Geldwertstabilität stark erschüttert.

Fortan war der Weltspartag (eigentlich „Weltsparsamkeitstag“ („World Thrift Day“)) ein fester Jahrestag in den Kalendern der Sparkassen und zunehmend auch der anderen Geldinstitute. In den Jahren nach dem Kongress wurden unter anderem Plakate und Broschüren gedruckt, Vorträge gehalten und Artikel veröffentlicht sowie Aktionen an Schulen durchgeführt, um den Weltspartag bekannt zu machen. 1928 wurde sogar eine „Spar-Hymne“ von zwei italienischen Musikern komponiert. Wir haben den Text der Hymne auf Deutsch übersetzt.

Der Höhepunkt des Weltspartags kann in der Zeit zwischen 1955 und 1970 gesehen werden. Damals wurde der Weltspartag fast überall intensiv gefeiert. In Österreich gab es sogar ein eigenes Magazin für Jugendliche mit einer Auflage von 400.000 Exemplaren.

Im Zeitalter des Online-Bankings nimmt die Bekanntheit des Weltspartages leider immer mehr ab. Wenn immer weniger Bankkunden für ihre Geldgeschäfte die Bank aufsuchen, wird es für die Institute schwieriger, einen „lokalen“ Gedenktag wie den Weltspartag durchzuführen. Trotzdem ist zu beoachten, dass wieder mehr Banken mit Aktionen und Geschenken versuchen, große und kleine Kunden an diesem Bank in die Bank einzuladen.

Banken und Sparkassen, die noch heute den Weltspartag feiern

Viele Banken (vor allem die überregionalen Banken) haben den Weltspartag mittlerweile ad acta gelegt. Ausnahmen bilden in der Regel Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken oder Spardabanken sowie die Sparkassen. In vielen Ortschaften, gerade auch auf dem Land, wird dieser „Feiertag“ nach wie vor begangen. Ein Anruf bei Ihrer regionalen Volksbank oder Sparkasse gibt Aufschluss darüber, ob es den Weltspartag hier noch gibt und welche Besonderheiten verschenkt werden. In unserem Verzeichnis finden Sie ebenfalls Banken in Ihrer Nähe, die den Weltspartag noch feiern.

Der Weltspartag weltweit

In Indien wird der Weltspartag heute am 30.10. gefeiert. Der Grund dafür liegt darin, dass die Premierministerin Indira Gandhi am 31.10., dem eigentlichen Weltspartag, gestorben ist. Um die Feierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen nicht zu unterlaufen, hat man den Weltspartag einfach um einen Tag nach vorne verlegt.

In Spanien wurde der erste Weltspartag bereits 1921 gefeiert.

In Österreich gab es ein eigenes Maskottchen für den Weltspartag, den „Sparefroh“. Einer Studie aus den 70er Jahren zufolge war der Name des Maskottchens bekannter als der des Bundespräsidenten. Sparefroh war ein beliebtes Kostüm auf Kostümparties sowie als Spielzeugfigur, Geschenk oder Jugendmagazin.

In den USA hat der Weltspartag seine Bedeutung weitgehend verloren. Dort zählt das zeitgleich stattfindende Halloween zu den wichtigsten Feiertagen und hat den Weltspartag einfach verdrängt.

In der Demokratischen Republik Kongo wurde 2011 der erste Weltspartag gefeiert. Dieser Tag wurde als Kooperation zwischen der Central Bank of Congo (BCC) und der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) durchgeführt. Im Kongo haben weniger als 2% der Menschen ein Bankkonto, 90% der Ersparnisse werden von den Menschen zu Hause gelagert.

In Korea findet der Weltspartag am Dienstag der vierten Oktoberwoche statt. Die Koreanische Sparkassen Stiftung vergibt an diesem Tag Preise an Menschen aus Finanzeinrichtungen, der Armee, Schulen usw.

In Sri Lanka fand 2009 eine Road Show statt. Mit dekorierten Bussen fuhren Mitarbeiter der dortigen Sparkasse zu ausgewählten Filialen, wo dann verschiedene Veranstaltungen stattfanden. In Argentinien finden Veranstaltungen zum Weltspartag mit Tanz- und Showeinlagen statt.

In Chile führt eine Bank seit über 10 Jahren eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Ahorra o nunca“ (auf Deutsch: „Sparen oder nie“) durch. Der Name ist ein Wortspiel, da „ahora“ auf deutsch „jetzt“ bedeutet und mit einem weiteren „r“ „sparen“.

Hintergründe zum Thema Sparen

Warum ist das Sparen so wichtig?

Der Beginn des Weltspartages fiel in eine finanziell angespannte Zeit: die Welt litt noch unter den Folgen des ersten Weltkriegs und die Weltwirtschaftskrise stand bevor. In dieser Zeit war es ein wichtiges Anliegen der Regierungen, der Bevölkerung das Sparen nahezubringen. Nur wenn genügend gespart wird, kann investiert werden. Für den Einzelnen ist Sparen wichtig, um sich eine finanzielle Grundlage aufzubauen, die später entweder als Sicherheitspolster, Altersvorsorge oder sogar als Einkommensquelle dienen kann. Durch die Zinsen nimmt das Ersparte mit der Zeit an Wert zu und gleicht, zumindest zum Teil, den Verlust durch die Inflation wieder aus.

Was ist die Sparquote?

Wie viel eine Volkswirtschaft spart, wird durch die Sparquote ausgedrückt. Diese Kennzahl legt fest, welcher Anteil am verfügbaren Einkommen durchschnittlich gespart wird. In Deutschland liegt diese Sparquote etwa bei 10 % – das bedeutet, jeder Bundesbürger legt ca. ein Zehntel seines Einkommens zurück. Zumeist übrigens auf dem Sparbuch, was für das hohe Risikobewusstsein der Bundesbürger spricht.

Wie kann gespart werden?

Gespart wird meist auf Bankkonten (Sparbuch), Tagesgeldkonten, Festgeldkonten, Girokonten oder einfach im Sparschwein. Das Geld, das die Bürger hierauf anlegen, steht den Banken zur Kreditvergabe zur Verfügung. Im Gegenzug gewähren sie den Sparern Zinsen, als Belohnung für das Sparen. Diese Zinsen sind meist geringer als bei anderen Anlageformen. Insbesondere Bankkonten werden meist schlecht verzinst. Beim Festgeld liegen die Zinsen oft deutlich höher. Der Vorteil dieser Form der Geldanlage ist, dass es sich um sehr sichere Anlagen handelt, die so gut wie kein Ausfallrisiko haben. Insbesondere in wirtschaftlich turbulenten Zeiten bevorzugen viele Menschen sichere Anlageformen und sparen ihr Geld auf den genannten Konten.

Der Weltspartag erinnert Kinder daran, dass auch sie bereits mit dem Sparen anfangen sollten. Denn nur wer früh anfängt, einen Teil seines Geldes zurückzulegen, kann mit geringem Aufwand ein Vermögen aufbauen. Mit kleinen Geschenken wird Kindern der damit einhergehende Verzicht versüßt. Das macht den Reiz des Weltspartages aus.

Wie kann man Kindern das Sparen beibringen?

Der Weltspartag richtet sich nicht umsonst hauptsächlich an Kinder. In den ersten Jahren des Lebens formen sich viele Gewohnheiten, auch wirtschaftlich, die ein Leben lang erhalten bleiben – so ist es auch mit dem Umgang mit Geld. Eltern sollten daher auf jeden Fall Zeit und Mühe darauf verwenden, ihren Kindern den Wert des Geldes und des Sparens zu vermitteln. Dazu gehört zum Beispiel, das Kind von jedem Taschengeld einen Teil zurücklegen zu lassen (90 % ausgeben, 10 % sparen ist etwa ein gutes Verhältnis). Auch wenn Kinder lernen, wie lange und schwer man für Geld arbeiten muss, gehen sie sorgsamer mit dem verdienten Geld um.

Wir haben uns näher mit dem Thema befasst und beispielsweise einen Artikel zum Thema Geldanlagen für Kinder verfasst. Darin finden Eltern und Großeltern Tipps zu unterschiedlichen Möglichkeiten, für und mit dem Kind zu sparen bzw. klug in die Zukunft zu investieren.

Uwe Rabolt

Veröffentlicht von

Ich bin gelernter Bankkaufmann, Versicherungsfachmann (BWV) und habe 25 Jahre selbständig im Finanzvertrieb gearbeitet, bevor ich 2011 begann, als freiberuflicher Finanz- und Wirtschaftsredakteur mein Wissen mit anderen Menschen in diversen Portalen zu teilen.